ZukunftsGut 2018
Commerzbank-Stiftung zeichnete Staatsschauspiel Dresden mit ZukunftsGut, Deutschlands erstem Preis für institutionelle Kulturvermittlung, aus
- Historisches Museum Frankfurt und Theater Oberhausen auf Plätzen 2 und 3
- Gesamtdotierung auf 80.000 Euro erhöht
- Erstes ZukunftsGut-Symposium: Vermittlungsarbeit entscheidend für Publikumsakzeptanz
Zum ersten Mal hatte die Commerzbank-Stiftung 2018 in Frankfurt ZukunftsGut, Deutschlands ersten Preis für institutionelle Kulturvermittlung, vergeben. Erster Preisträger der mit insgesamt 80.000 Euro dotierten Auszeichnung war das Staatsschauspiel Dresden. Es erhielt 50.000 Euro, um seine Vermittlungsarbeit strategisch weiterzuentwickeln. Das Historische Museum Frankfurt und das Theater Oberhausen folgten auf den Plätzen 2 und 3. Ihre Leistungen auf dem Gebiet der Vermittlung wurden mit 20.000 beziehungsweise 10.000 Euro honoriert.
„Ursprünglich wollten wir nur eine Institution auszeichnen“, sagte Astrid Kießling-Taşkın. Sie ist im Vorstand der Stiftung zuständig für den Bereich Kultur. „Wir haben uns jedoch entschieden, das Preisgeld um insgesamt 30.000 Euro für den Zweit- und Drittplatzierten zu erhöhen. Grund ist die Konsequenz, mit der alle drei Häuser Kulturvermittlung wagen“, so Kießling-Taşkın weiter. Zentrale Voraussetzungen für eine Teilnahme bei ZukunftsGut waren die strukturelle Verankerung und die strategische Ausrichtung von Kulturvermittlung im eigenen Haus. Dies beinhaltete, das Publikum aktiv in die Präsentation von künstlerischem kulturellem Erbe einzubeziehen. Im Bewerbungsaufruf hieß es dazu: „Nur wenn Kultur persönlich erlebbar wird, bewegt sie Menschen.“ „Und hier liegt die Herausforderung für die Kulturinstitutionen“, sagte Birgit Mandel, Professorin für Kulturvermittlung an der Universität Hildesheim und Mitglied im Stiftungsrat der Commerzbank-Stiftung.
Impressionen
„Insbesondere in der Zusammenarbeit mit neuen Zielgruppen zeigten sich die verschiedenen Interessen des Publikums. Deshalb sind Institutionen in ihrer ständigen Bereitschaft zur Veränderung gefordert“, sagte Mandel, in deren Händen auch die fachliche Leitung der neunköpfigen Jury von ZukunftsGut lag.
Insgesamt 125 Kultureinrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich beworben. „Dass gleich beim ersten Mal so viele Institutionen mit sehr überzeugenden Vermittlungskonzepten dabei sind, übertrifft unsere Erwartungen. Das gesamte Spektrum der institutionellen Kulturlandschaft ist vertreten. Museen, Theater, Literatur- und Konzerthäuser fühlten sich gleichermaßen angesprochen. Das zeigt, Kulturvermittlung ist genreübergreifend ein Thema mit hoher Priorität“, erläuterte Mandel.
Im Urteil der Jury bewog sich das Staatsschauspiel Dresden mit seinen Bürgerbühnen am sichersten im Spannungsfeld von Bewahrung und zeitgemäßer Darstellung. „Die Bürgerbühnen bieten dem Publikum ein Höchstmaß an Beteiligung“, sagte Kießling-Taşkın. „Das bringt auch das Theater selbst in Bewegung. Die Impulse von außen verändern den internen Blick auf das kulturelle Erbe und die Arbeit daran. Ein Fluss kommt in Gang, in dem sich das Theater mit der Gesellschaft bewegt und weiterentwickelt“, präzisierte Kießling-Taşkın. Mit seinem Konzept nahm das Staatsschauspiel Dresden eine Vorreiterrolle ein. Andere Theater in Deutschland hatten die Idee der Bürgerbühne bereits aufgegriffen. Mandel führte in ihrer Laudatio aus: „Das Staatsschauspiel ist Erfinder einer eigenen Theatersparte: der Bürgerbühne. Ihr grundlegendes Element ist die Zusammenarbeit mit der Stadtgesellschaft . Hier verhandeln Bürgerinnen und Bürger mit theatralen Mitteln Themen, die sie bewegen, und zeigen sie auf der großen Bühne des Hauses. Und das nicht nur als einmaliges Projekt: Die wechselnden Produktionen sind dauerhafter Bestandteil des Spielplans.“
Auf Platz 2 wurde das Historische Museum Frankfurt für seine partizipative Strategie ausgezeichnet. Programme, wie das Stadtlabor und der Sammlungs-Check, standen für lebensnahe Kulturvermittlung: In persönlichen Erzählungen und mithilfe individueller Erinnerungsstücke aus der Familienhistorie wurde Frankfurter Stadtgeschichte greifbar und in immer wieder neuen Facetten erzählt. Über die systematische Einbeziehung der Stadtgesellschaft veränderte sich auch das Museum als Institution.
Dem Theater Oberhausen auf Platz 3 wiederum gelang es, eine Vielzahl von gesellschaftlichen Gruppen in seine Produktionen und Aktionen einzubeziehen. Diskussionen zu aktuellen Themen, wie zum Beispiel Einwanderung oder Zukunft der Stadtgesellschaft, gaben den Anstoß für die verschiedenen Projekte. Unabhängig von bestimmten Zuständigkeiten ist Kulturvermittlung in Oberhausen eine Gemeinschaftsaufgabe: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brachten ihre Ideen und Erfahrungen ein.